DIY

Mein moderner Kreativjob

Andrea Potocki (37)
Unternehmen: We Like Mondays
Das steckt dahinter: der DIY-Blog wlkmndys.com

Seit ich klein bin, interessiere ich mich schon für gestalterische Dinge. Ich wusste früh, dass ich Modedesignerin werde möchte und verschaffte meinen Eltern mit meinen modischen Interessen viele lustige Szenen in den Morgenstunden, wenn es ums Anziehen ging – ich muss ziemlich stur gewesen sein bei meiner Kleiderwahl. Es kam, wie es sollte: Nach meiner Ausbildung zur Stilistin und Modelistin an der Esmod Berlin mischte ich viele Jahre erfolgreich in der Modeszene mit – bis ich mich in der Schwangerschaft mit meinem zweiten Sohn für eine lange Elternzeit entschied. Ich genoss es sehr, für eine Weile Vollzeitmama zu sein und der Modewelt vorerst den Rücken zu kehren. 

Die Idee zu meinem Kreativstudio und Blog We Like Mondays entstand, als ich mit Baby Nummer Drei schwanger war und nach neuen, familienfreundlichen Zielen für meine Kreativkarriere sucht. We Like Mondays wurde zum Raum für Do It Yourself und Handwerk, gefüllt mit Projekten, die ich mit und für meine Kindern machte oder für unser Zuhause realisierte. Ich möchte den für viele düsteren Montag mit DIY zu versüßen und zu mehr Handarbeit und zum Selbermachen inspirieren. Ganz nach meinem Motto: “Love what you do. Do what you love.” Als mich Stefanie Luxat von Ohhhmhhh.de entdeckte, nahm der Job für mich wirklich Fahrt auf: Eine Gastkolumne bei ihr, zwei Reisen nach Indien in Kooperation mit dem Goethe Insitut, ein Next Generation Award und einige Meilensteine später arbeite ich nun schon an meinem zweiten DIY-Buch – und freue mich über großartige Besucherzahlen und Kooperationen.


Ruta Sluskaite (30)
Unternehmen: wollen berlin
Das steckt dahinter: ein modernes Wollgeschäft in Friedrichshain

Das Stricken entdeckte ich nach meinem Jura-Studium wieder für mich – ich saß in Island, ließ täglich die Nadeln klappern und plötzlich machte es Klick. Ich startete neben meinem Job als Juristin mit einem eigenen Label durch, lernte unglaublich viel über Garne und Strickutensilien. Weil ich schon mein Leben lang von einem eigenen Ladengeschäft träumte, sah ich meine wachsende Liebe zur Wolle als meine Chance, den Wunsch wahr werden zu lassen. Kurze Zeit später hatte ich den nötigen Mut und das Wissen gesammelt und der Hammer fiel: “wollen berlin” war geboren. Aber mein Geschäft sollte nicht nur liebevoll ausgewählte Garne anbieten, sondern den Besuchern auch andere Perspektiven, also die moderne Seite der Handarbeit, aufzeigen und sie zu etwas Neuem inspirieren. Noch dazu wollte ich Kurse in gemütlicher Atmosphäre im Laden bieten, um noch mehr Menschen fürs Stricken und Häkeln zu begeistern.

Die ersten zwei Jahre waren hürdenreich und oft gar nicht so leicht – heute kann ich mich dafür umso mehr über die Bekanntheit freuen, die wir uns über die Berliner Stadtgrenzen hinaus erarbeiten konnten. Dabei hebt uns nicht nur unser Konzept vom Rest ab, sondern auch unsere Begeisterung für Social Media: Instagram, Pinterest und Facebook sind unser täglich Brot. Mein Team und ich lieben die Möglichkeiten und Inspirationen, die uns die sozialen Kanäle geben. Vor wenigen Monaten haben wir nun mit vielen Followern und Freunden unseren fünften Geburtstag gefeiert. Wie die Zeit vergeht!


Verena Pröschel (36)
Unternehmen: MyOma.de
Das steckt dahinter: ein Onlineshop für Strickstücke aus Omas Händen

Alles begann mit einem Fernsehbeitrag über strickende Omas, den ich im Urlaub gesehen hatte. Selbst als Oma-Kind groß geworden, gefiel mir die Vorstellung, mit älteren Menschen zusammen zu arbeiten und ihnen einen Weg aufzuzeigen, ihr Talent sinnstiftend zu nutzen. So hing ich meinen Job als PR-Beraterin an den Nagel und machte mich an die Arbeit. Ein Kinderspiel war das natürlich nicht: Die ersten Kollektionen mit den Omas zu entwickeln und Strickanleitungen zu schreiben, die für alle Beteiligten verständlich sind, war eine Herausforderung. Mittlerweile wissen wir sehr genau, was zu beachten ist und welche der Damen auf welche Weise handarbeitet. So kommt es, dass heute über 100 Omas bei MyOma stricken: Sie verkaufen ihre selbstgemachten Produkte oder unterstützen von MyOma organisierte karitative Projekte. 

Aber auch die Gemeinschaft kommt bei uns nicht zu kurz: Jeden Monat findet bei MyOma ein gemütliches Strick- und Kaffeekränzchen statt. Viele Freundschaften sind so zwischen den Omas schon entstanden. Für alle, die gerne selber stricken oder häkeln, hat MyOma außerdem ein großes Sortiment an Wolle, Nadeln, Strickanleitungen und DIY-Pakete aufgebaut. Natürlich haben hier ebenfalls unsere Omas fleißig mitentwickelt und getestet. Worin sich bei uns alle Generationen einig sind: Das Bedürfnis, mit den eigenen Händen etwas herzustellen wird in unseren digitalen Welt auch in den nächsten Jahren noch einen großen Stellenwert einnehmen. Und das finden wir ganz schön super!


Claudia Hennies (30)
Unternehmen: Goldkrönchen
Das steckt dahinter: ein Ebook-Label für Schnittmuster und Nähanleitungen

Es war Winter vor vier Jahren, als ich mir eine Nähmaschine kaufte. Nach einer knappen Stunde Crashkurs mit meiner besten Freundin war ich hin und weg, renovierte mir im Nähwahn schon kurze Zeit später ein kleines Zimmerchen unter dem Dach unseres Hauses. Wenn ich nicht gerade nähte, surfte ich stundenlang im Internet und schaute mir Tutorials und Nähvideos an. Eine eigene Facebookseite, viel viel Probenähen für inspirierende Designerinnen, zahlreiche Fortbildungen und erste Verkäufe meiner genähten Kleidung später, meldete ich ein Gewerbe an. Mein Steckenpferd: einfach Schnitte, die nach mehr aussehen und trotzdem für Anfänger machbar sind. Fürs Digitalisieren meiner Schnittmuster suchte ich mir Hilfe, alles andere bis zur Vollendung der Passform machte ich komplett selbst. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen und ich habe über 20 Ebooks mit Anleitung und Schnittmuster online – jedes ein Einzelstück! Obwohl mich vor allem das Thema Buchhaltung anfangs viele Nerven gekostet hat, bin ich überglücklich: Ich liebe, was ich tue und kann von mir behaupten, jeden Tag gerne zu arbeiten. 

Es ist unglaublich motivierend, wenn man spürt, dass sich die Arbeit der letzten Monate beginnt auszuzahlen. Gelernt habe ich mal Frisörin; tatsächlich funktioniert das Leben als selbstständige Mutter aber deutlich besser für mich. Bei meiner Jobwahl war es mir wichtig, in dieser so hektischen Welt etwas zu finden, bei dem ich abschalten kann, nur für mich sein darf. Was ich mir wünschen würde: Dass wir Kreativen noch mutiger sein dürfen und die Welt da draußen noch offener wird – wer braucht schon Trends aus der Industrie, wenn jeder einen eigenen Geschmack hat?

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