Für Anfänger*innen

10 Näh-Tipps von Inge Szoltysik-Sparrer

Was macht den besonderen Reiz des Etuikleides aus?

Das Besondere an diesem Etuikleid ist die Schnittführung. Ich mag keine Brustabnäher und verzichte, wenn möglich, gerne darauf. Daher hat dieses Etuikleid eine „Wiener Naht“. Das ist eine Teilungsnaht, die aus dem Armloch kommt und über die Brust läuft. Ich habe diese Naht dann als Abnäher am Hüftpunkt enden lassen. Dadurch bekommt das Kleid eine regelrecht schmeichelnde Linienführung und sieht schnitttechnisch sehr formvollendet aus. Zusätzlich gleicht es auf fließende Art und Weise kleine Figurunebenheiten aus, bzw. man kann die Übergänge viel schöner gestalten.

Kann jede Frau ein Etuikleid tragen – egal, welche Körperform sie hat?

Ich behaupte JA! Vorausgesetzt, man trägt die richtige Unterwäsche. Da haben wir als Frauen heute doch so viele Möglichkeiten. Es darf untendrunter nicht kneifen oder zwicken oder einkerben – das würde das Kleid von der rechten Seite nicht verzeihen. Das Etuikleid verkörpert genau den richtigen Mix aus Klassik und ein bisschen Sexy – dann darf es unter dem Kleid auch ein wenig sexy sein.

Welche Stoffe und Farben eignen sich besonders, wenn man ein Etuikleid näht?

Das Material sollte nicht zu leicht sein. Ich bevorzuge leichte Wollstoffe in Georgette, Flanell oder Satin. Es eignet sich auch reine Seide, wenn sie nicht zu leicht ist, also keine Blusenware, sondern gerne auch ein Seidenleinen. Schön sind auch Stoffe aus Baumwolle, Baumwollsatin oder Baumwollpique. Sogar aus Feincord sieht ein Etuikleid schön aus. Oder Jerseys in einer mittleren Gewichtklasse, im Handel heißen diese „Romanit“. Diese gibt es auch in Viscosemischungen. Ich empfehle, das Etuikleid als Basiskleid erstmal in einfarbig zu nähen. Gerne in einer Lieblingsfarbe. Wenn der Schnitt gut passt und eventuell kleine Korrekturen vorgenommen wurden, kann man sich beim nächsten Kleid mal für ein Muster entscheiden. Aber hier ist dann schon mehr Können beim Zuschnitt gefragt.

Ist es ein Kleid für jeden Anlass – oder doch zu fein fürs Büro?

Das Etuikleid ist das anpassungsfähigste aller Kleider. Bei diesem Basiskleid kann ich wunderbar durch die geschmackvolle und anlassorientierte Accessoires-Auswahl das Kleid gezielt in seiner Wirkung verändern. Tagsüber im Business getragen kann ich mit tollem Schmuck, einem Seidentuch und einer kleinen Abendhandtasche direkt ins Theater oder Konzert damit gehen. Das macht das Etuikleid locker mit.

Wie arbeitest du am besten: in konzentrierter Stille oder mit Musik?

Je ruhiger – je lieber. Radio ist bei uns im Atelier tabu. Wir haben so viele Nebengeräusche durch die Nähmaschinen und Bügelanlagen. Außerdem verlangt das exakte und perfekte Nähen auch mir als Profi immer noch alles an Konzentration ab. Das wird auch häufig bei Hobbyschneidern nach wie vor unterschätzt. Nähen ist mit eines der anspruchsvollsten Hobbys.

Durch „Geschickt eingefädelt“ bist du ein Profi vor der Kamera. Warst du trotzdem aufgeregt vor dem Dreh des neuen Video-Kurses?

Nein, wirklich aufgeregt war ich nicht, aber natürlich voller Vorfreude und Neugierde.

Das ist schon dein zweiter Video-Kurs mit Makerist. Was ist das Besondere an der Arbeit mit uns?

Das Besondere und Beeindruckende ist für mich die Professionalität, mit der hier ans Werk gegangen wird. Ich glaube, durch meine Funktion als Jurorin weiß man, das ich Wert auf Perfektion lege und das wird von allen Beteiligten im ganzen Team bei allen Vorgehensweisen gelebt. Das macht die Zusammenarbeit überaus angenehm. Außerdem herrscht am Set die ganze Zeit eine gute Stimmung und alle Beteiligten sind überaus sympathisch. Das ist mir besonders wichtig um im Team konzentriert und dennoch entspannt arbeiten zu können. Mir gefällt, welchen Beitrag Makerist für die ganze Nähszene leistet – auf welch hohem Niveau und mit welch großartiger Qualität. Und das ich mit meiner Erfahrung nun dazu beitragen darf, ist mir eine Ehre. Das passt zu meiner Wertevorstellung und sollte ich eine Bewertung darüber abgeben, würde ich 5 von 5 Sternen geben.

Vor welchem Näh-Projekt hast du bis heute großen Respekt?

Grundsätzlich traue ich mir alles zu, es gibt allerdings Modelle oder Stoffe, um die reiße ich mich nicht. Dazu gehören riesige Walle-Walle-Kleider, die womöglich noch einen Reifrock oder Unterbau haben – das ist überhaupt nicht mein Ding.

Wenn es schnell gehen muss: Nähmaschine oder Handarbeit?

Immer ein gekonnter und gut überdachter Mix aus beidem.

Kannst du uns denn schon verraten, ob es dieses Jahr noch einen weiteren Video-Kurs mit Makerist geben wird?

Ich nehme wahr, das viele Hobbyschneider professioneller werden möchten. Daher wagen wir uns als nächstes an die Königsdisziplin in der Maßschneiderei: Einen Klassik-Blazer, mit allen Stilelementen aus dem Maßschneider-Handwerk. Also ein echtes Meisterstück, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich bin mir sicher, zusammen bekommen wir das hin.

>> Hier geht’s zum neuen Video-Kurs!

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