In einer Fernsehshow rund um’s Nähen, in der Inge als Jurorin fungiert, hat die gelernte Schneidermeisterin schnell den Namen „Pingel-Inge“ abbekommen. Warum? Na, sie ist halt sehr genau, eine Perfektionistin in ihrem Fach. Finden wir gut so, denn es zahlt sich im Nähergebnis auf jeden Fall aus! Hier kommt deine Chance auf ein Level-up, mit Inges persönlichen Tipps. In ihrem Video-Kurs Bleistiftrock nähen kannst du noch viel mehr lernen. In jedem Fall lohnt es sich, den Kurs zu belegen, denn Inge lehrt viel von ihrem unerschöpflichen Wissen und viele Episoden wie „Die Paspeltasche“ oder „Der Nahtreißverschluss“ lassen sich leicht auf andere Projekte übertragen. Hier kommen jetzt aber erst einmal exklusiv für dich die besten Tipps von Inge!
Wie wird man zum Nähprofi?
Als erstes benötigt man Zeit und Geduld – beim Nähen geht es selten schnell zu. Wenn du Anfänger bist, solltest du mit einfachen und kleinen Nähübungen starten und dich erst mit den technischen Finessen beschäftigen.
Gut gebügelt ist halb genäht
Du benötigst nicht nur eine Nähmaschine, sondern auch ein sehr gutes Bügeleisen. Noch besser ist eine kleine Dampfstation und ein Bügelbrett, das eine Absaugfunktion hat. Mittlerweile gibt es technisch sehr gute und bezahlbare „Bügel-Komplettstationen“, mit denen man sowohl absaugen als auch aufblasen kann.
Das kann eine Bügel-Komplettstation
Mit der Absaugfunktion erzielt man ein sehr akkurates und sehr flaches Bügelergebnis, insbesondere bei Wollstoffen und beim Auseinanderbügeln von Nähten. Ist die Naht einmal flach, richtet sich diese nicht mehr auf. Außerdem wird die entstandene Feuchtigkeit des Bügeldampfes sofort aus dem Kleidungsstück gesogen und gekühlt. Der Dampf dringt sozusagen ein und wieder aus.
Die Aufblasfunktion
Mit der Aufblasfunktion kann man durchgedrückte Nähte, Säume, Knitter und Tragefalten hervorragend wegblasen. Einfach die Blas-Funktion aktivieren und mit schwebenden Bügeleisen über das zu bügelnde Kleidungsstück auf dem Bügelbrett gleiten und wie von Zauberhand verschwinden alle Knitter und Druckstellen. Besonders lohnenswert und beeindruckend bei sehr empfindlichen Stoffen wie Seide, Samt, Wolle und allen Stoffen mit Strich, wie zum Beispiel Cashmere.
Aus Fehlern lernen
Inge selbst hat sich am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn mit dem Bügeln sehr schwer getan und auch dessen Wichtigkeit nicht erkannt. Einmal hat sie aus Unerfahrenheit das Bügeleisen von rechts nur ganz kurz auf einen Seidensamt gedrückt und schon war die Stelle blank, glänzend und der Schaden nicht mehr zu beheben. Hätte sie gewusst, dass ihr ein ausblasbares Bügelbrett die Arbeit erleichtern würde, wäre ihr das nicht passiert.
Bügeln vor dem Zuschnitt
Vor dem Zuschnitt sollte man immer alle Materialien abbügeln und auf Fadenlauf und Strich im Stoff achten. Es gibt Wollstoffe, bei denen man nicht sofort auf Anhieb erkennt, dass sie einen leichten Strich (oder auch Flor) in eine Richtung haben. Inge ist es einmal passiert, dass sie bei einem Wintermantel eine Rückenpasse mit Lauf nach oben aus dem Stoff zugeschnitten hat, erst als die Passe angenäht war, hat sie gesehen, dass die Stoffe im Rücken unterschiedlich schimmern und sie musste Stoff nachkaufen. Nun benutzt sie immer eine Samtkleiderbürste und streicht mit dieser vor dem Zuschneiden von rechts in beide Richtungen über den Stoff. Dann kann sie ganz leicht erkennen, ob die Bürste hakt oder gleitet und macht dadurch die Strichrichtung des Stoffes aus. Mit einem Kreidestift kann sie dann die gewünschte Richtung markieren.
Das Spiel zwischen Nähmaschine und Handarbeit
Ein gutes Nähergebnis zeichnet sich durch ein Zusammenspiel von ganz vielen Kleinigkeiten aus und diese bestehen nicht nur aus dem Nähen an der Nähmaschine. Viele Hobbyschneider nähen überhaupt nicht mit der Hand. Gerade durch die Handarbeiten kann man einem Kleidungsstück ganz viel persönliche Note und Handschrift verleihen, die mit der Nähmaschine gar nicht möglich sind.
Das richtige Maßnehmen
Das A & O vor jedem Nähprojekt ist das richtige Maßnehmen, da hat sich Inge am Anfang ihrer Laufbahn sehr schwer getan. Es geht nicht nur um die Umfangsmaße, sondern auch um die Balancemaße. Das heißt, wie stehe ich, was habe ich für eine Haltung, ist meine Körper eher flach oder rund und vieles mehr. Dazu hat Inge eigens ein Meßgeschirr entwickelt. Generell aber gilt vor allem eins: Zum Maßnehmen gehören immer zwei Personen. Suche dir also einen befreundeten Hobbyschneider und messt euch gegenseitig aus!
Vorausdenken
Zudem macht einen guten Hobbyschneider aus, dass er bei seiner Arbeit sehr methodisch und strukturiert vorgeht. Das heißt, man muss den zweiten und dritten Schritt sozusagen schon vor dem ersten denken können. Damit man nicht permanent rückwärts arbeiten und trennen muss.
Noch ein Geheimtipp aus Inges Nähkästchen
Am Anfang ihrer Nählaufbahn hatte sie große Schwierigkeiten beim Steppen von rutschigen Stoffen wie Samt und Seide und nicht jede Nähmaschine hat einen Obertransport. Inge schneidet sich einen Streifen aus ganz feinen Schmirgelpapier in der Breite der zu steppenden Nahtzugabe zu und legt diesen, mit der Schmirgelseite nach unten, an ihre Nahtlinie und steppt 1 mm daneben. Die Stofflagen verrutschen nicht und ein gerades Nahtbild ist ihr sicher.
Bleistiftrock nähen
Bist du angefixt und willst auch zum Nähprofi werden? Hier bekommst du die Chance deinen eigenen Bleistiftrock zu nähen: Kennst du das Problem, dass ein eleganter Rock, aus dem Bekleidungsgeschäft absolut nicht sitzen will? Nach Regeln der höchsten Schneiderkunst nähst du dir einen Rock, der perfekt auf deine Figur abgestimmt ist. Der Rock hat einen angesetzten Bund mit Seitennähten, einen nahtverdeckten Reißverschluss, eine Paspeltasche, einen klassischen Schlitz mit gestickter Schneiderfliege und ist gefüttert. Schritt für Schritt zeigt dir Inge, wie du vorgehen musst, damit auch keine Fragen offen bleiben.