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Stricken im Frühling: Welche Wolle eignet sich besonders gut?

Seidige Sommerwolle und andere Tierfasern

Wolle, die von Tieren gewonnen wird, hat einen klaren Vorteil: Sie macht, was sie am Tier auch macht. Ihre Aufgabe besteht nämlich darin, das Schaf, oder das Alpaka warm zu halten, wenn es kalt ist und vor einem Übermaß an Hitze zu schützen, wenn die Sonne brennt. Die Wolle lässt nämlich die Luft so zirkulieren und sich zwischen den Fasern aufwärmen, dass sich die Temperatur immer die des Körpers anpasst – also die Temperatur, die das Tier gerade braucht.

Dass die Luft sich durch die Fasern windet, hat noch einen zweiten Vorteil: Die Wolle ist atmungsaktiv. Wenn einem die Außentemperaturen die Schweißerlen auf die Haut treibt, leitet das Gewebe diese nach außen ab und nimmt dabei den Geruch gleich mit. Und der laue, erfrischende Sommerwind kann kühlend durch die Fasern pfeifen.

So toll sich das anhört, hier kommt der Haken: Wie die Tiere auch, braucht ihre Wolle eine besondere Pflege. Damit sei gleich zweierlei angesprochen, nämlich der Tierschutz (zu dem gleich noch mehr) und die Pflege der fertigen Strickstücke. Diese sollten nämlich eigentlich nicht gewaschen werden und wenn, dann nur sehr behutsam per Hand, keinesfalls in der Waschmaschine und sollte anschließend zum Trocknen horizontal aufgelegt werden.

Geschmeidig seidig – vom Kokon zum Strickgarn

Es gibt einen Grund, warum wir die Seide hier als erstes erwähnen, wenn es um kühles Strickgarn geht. Sie schafft nämlich den Temperaturaustausch am besten, bzw. ist für die warmen Gefilde wie prädestiniert. Die Seide wird von der (umgangssprachlich so genannten) Seidenraupe gewonnen und zu den robustesten Fäden gesponnen, die es im Woll- und Garnsortiment gibt.

Vorhin war schon kurz von Tierschutz die Rede. Man sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass einige „Produzenten“ von Seide nicht einfach die Kokons sammeln, sobald die Raupen geschlüpft sind, sondern die Raupen samt Kokon in kochendes Wasser werfen. Würden sie das nicht tun, würde sich die Seidenraupe aus dem Kokon freibeißen und sozusagen die Fäden beschädigen.

Alpakawolle für alle Thermostate

„Sie macht, was sie am Tier auch macht.“ – hieß es vorhin und das trifft auf die Alpakawolle definitiv zu. Das Fell der südamerikanischen Kamelart ist nämlich thermoisolierend – je nachdem, welche temperaturtechnischen Bedingungen gerade zu finden sind. Sie gibt kalt-warmen Ausgleich und passt sich angenehm der Haut an. Und sie kratzt nicht so, wie Schurwolle zum Beispiel.

Merinowolle im Frühlingsponcho?

Am liebsten wird ja Merinowolle in Strickprojekten verstrickt, die besonders weich sein sollen. So weich, dass man sie sogar für Babykleidung verwenden kann. So ist sie, die Merinowolle: weich, elastisch, flexibel und leicht. Außerdem kann sie genauso die Feuchtigkeit abweisen und die Temperatur regulieren, denn dem Merinoschaf wird es in Winter bzw. Sommer nicht unbedingt anders gehen als dem Alpaka.

Noch mehr Natur für den wollweichen Frühling

Wolle aus Pflanzenfasern

Aus welchen Gründen man sich auch immer für Pflanzenfasern entscheidet: Es ist keine dumme Idee dies zu tun. Immerhin ist es ein nachwachsender Rohstoff, es kommen keine Tiere dabei zu Schaden und bei der Stoffqualität stehen sie anderen Materialien in (fast) nichts nach – zumindest hört man selten jemanden über seinen Baumwollpullover meckern.

Baumwolle = Traumwolle

Schlechte Reime werden das Baumwollgarn auch nicht davon abhalten, besonders formstabil und trotzdem seidig glänzend zu sein. Ähnlich wie die Tierfaserwollen hat auch die Baumwolle den Vorteil, Gerüche nicht so leicht anzunehmen und wenn doch, kann sie locker auch in der Waschmaschine gewaschen werden.

Interessant wird es, besonders beim Stricken für den Frühling, wenn die Baumwolle glasiert bzw. mercerisiert wurde. Dabei wird sie glänzend und die Fasern werden gestärkt und versiegelt. So liegt das Garn angenehmer auf der Haut.

Viskose: Natur- oder Kunstfaser?

Bei Viskose ist man sich da nicht so einig. Eigentlich wird das Garn aus natürlicher Cellulose gewonnen, aber eben durch einen chemischen Prozess so aufbereitet, dass es als Wolle verwendet werden kann. Wie dem auch sei: Das Material ist aus einem nachwachsenden Rohstoff gefertigt (nicht wie die eigentlichen Kunstfasern aus Erdöl) und hat die Eigenschaft, dass es Feuchtigkeit gut aufnimmt. Was will man mehr in schweißtreibenden Sonnenstunden?

Leinenwolle zum Stricken?

Wir kennen alle die weiten weißen Sommerhosen aus Leinenstoff, die unfassbar schnell verknittern, aber sich so kühl und luftig anfühlen, als trüge man sie gar nicht. Das gibt es auch für die Stricknadeln in Form von Leinengarn.

Es hat durch die langen Flachsfasern, aus dem es gewonnen wird, den Vorteil besonders reißfest zu sein. Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch ist auch kein Problem und dadurch, dass es sich nicht unbedingt an den Körper anschmiegt, klebt kein Stoff unangenehm am Körper.

Fazit

Luftige Over-Size Überwurfoberteile, weitmaschig gestrickt, vielleicht mit dünnem Garn und etwas zu großen Nadeln – voilà das Grundrezept für Frühlingsstrickkleidung. Fehlen nur noch die Zutaten, also die Wollen, und dafür eignen sich vor allem Naturfasern (also aus der Flora und Fauna) am besten, da sie schon in der Natur genau das leisten müssen, was wir uns auch gerne zum Vorteil machen. Denn Wolle packt nicht nur frierende Ohren ein, sondern auch sonnenbadende Schultern.

Das ist Marlies!

Diesen wunderbaren, informativen Beitrag hat Gast-Autorin Marlies Tusch für uns geschrieben. Marlies ist begeisterte DIY-Bastlerin und teilt ihr Wissen und ihre Erfahrungen als freie Autorin bei Edler Zwirn, der Informationsseite für hochwertige Wollsorten.  Dort schreibt sie über die edelsten Garne der Welt, Tierschutz und viele weitere spannende Themen rund ums Stricken und Häkeln. Schau‘ auch auf der Facebook-Seite von Edler Zwirn vorbei!

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