Seit Montag sind in Berlin und vielen weiteren Teilen Deutschlands alle Schulen und Kitas als Maßnahme gegen eine rapide Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Tausende von Eltern versuchen nun, von zuhause zu arbeiten und gleichzeitig auf ihre Kinder aufzupassen. Wie Home-Office mit Kindern möglichst stressfrei gelingen kann, berichtet Makerist Gründerin Amber Riedl in diesem Artikel.

Seit dieser Woche mussten Tausende Angestellte in Deutschland und in der ganzen Welt vom Büro ins Home-Office wechseln. Entweder als Präventivmaßnahme, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, oder weil sie Eltern von Kindern sind, die wegen der Schließung von Schulen und Kindergärten zu Hause bleiben müssen. Das ist eine gewaltige Veränderung für die Geschäftswelt und für uns als Individuen.
Die meisten Veränderungen entstehen aus einer Notwendigkeit heraus, und genau deswegen praktiziere ich seit Jahren Home-Office. Ich bin Mutter von zwei Jungen im Alter von 8 und 10 Jahren, dazu habe ich in den letzten 10 Jahren zwei Startups aufgebaut, zuletzt Makerist. Seit der Geburt meiner Söhne habe ich immer wieder von zu Hause aus gearbeitet – als sie noch sehr klein waren oder wenn sie in der Schule oder in der Tagesstätte krank waren. Ich habe bereits alle Fehler gemacht und dabei jede Menge Erkenntnisse gesammelt, die mir (und euch) helfen werden, die nächsten Wochen im Home-Office mit Kindern zu überstehen
Home-Office mit Kindern: Meine 11 Tipps
1. Struktur: Aufstehen, frühstücken, Zähne putzen und anziehen. Ich hatte schon so viele Home-Office-Tage an denen ich im Schlafanzug durch den Tag gerutscht bin und dabei ganz vergessen habe, mir die Zeit zum Zähneputzen zu nehmen. Wenn ich abends bemerkt habe, dass ich immer noch im Pyjama war, hatte ich das Gefühl, tagsüber nichts erreicht zu haben. Eine regelmäßige Struktur ist wichtig, um geistig fokussiert zu bleiben.
2. Setz täglich Prioritäten: Mach dir jeden Morgen einen Plan – was sind die dringendsten Aufgaben für den Tag und die Woche; wo warten andere auf Feedback oder ein Ergebnis? Die Prioritäten können sich verschieben, je nachdem, wie viel du und andere schaffen.
3. Familienkonferenz: Plan deinen Tag und gib ihm eine Struktur. Lass deine Familie wissen, wann du arbeiten musst, wann du bei den Hausaufgaben helfen kannst, wann es Essen gibt wann du zum Spielen zur Verfügung stehst. Ich plane dies gerne als Familienkonferenz beim Frühstück – so bekommt die ganze Familie eine Vorstellung darüber, wie der Tag ablaufen wird. Deine Kinder können so ebenfalls Vorschläge für Aktivitäten in der Freizeit einbringen.
4. Kommuniziere deine Arbeitszeiten: Teil deinem Team mit, wann du für Besprechungen und Diskussionen zur Verfügung stehst, wann du Pausen machst oder mit den Kindern beschäftigt bist. Dies trägt dazu bei, das Vertrauen zwischen den Teams zu stärken und hilft bei der Terminplanung. Wenn du ein Tool für die Zusammenarbeit, z.B. Slack, als Teamwerkzeug verwendest, kannst du einfach im Gruppenchat posten, wenn du eine Pause brauchen oder es im Status festlegen.
5. Stell eine Verbindung zu den Kolleg*innen her: Bleib mit deinen Kolleg*innen in Verbindung, auch wenn du nichts Dringendes zu besprechen hast. Das schafft für eine gute Stimmung im Team. So kann man auch über die Distanz miteinander in Kontakt bleiben und zusammen Spaß haben. Bei Makerist gibt es immer wieder Gespräche im Teamchat, die nicht zu 100% mit der Arbeit verbunden sind. Nutz dies auch als eine Gelegenheit, um aktiv auf einzelne Personen zuzugehen und ihnen beispielsweise zu Projekten und Ergebnissen zu gratulieren oder sie nach ihrem Befinden zu fragen. Bei Projekten, bei denen du die Leitung hast, solltest du besser umfassende Emails schreiben. So bleiben alle auf dem Laufenden. Teile deinem Team frühzeitig mit, wenn du feststellst, dass du einen Termin nicht einhalten kannst.
6. Heimunterricht: In den Zeiten von Corona sind die meisten Kinder nicht krank, sondern nur zu Hause. Sie haben meistens einen Arbeitsplan für die Schularbeiten und müssen auch zuhause weiter lernen. Unser Partner Lehrermarktplatz bietet tolle und teils kostenfreie Lernmaterialien für den Heimunterricht an. Vereinbare feste Lernzeiten mit deinen Kindern. Denk daran, Pausen einzuplanen. Nimm dir am am Anfang und am Ende eines Lernblocks Zeit, um die Arbeit gemeinsam zu besprechen. Das verhilft den Kindern auch zu einem Erfolgserlebnis. Neben den Dingen, die die Kinder aus ihren Schulbüchern lernen müssen, kann die gemeinsame Zeit ebenfalls genutzt werden, um sich gemeinsam über das, was in der Welt geschieht, zu informieren, um Bücher zu lesen und Bastelprojekte oder Experimente durchzuführen.
7. Bewege dich: Versuche es mit Yogaübungen zu Hause, mit einem Workout von Youtube, mit einer Fitness-App oder einfach mit einem Spaziergang um den Block. Die Bewegung des Körpers ist wichtig, um sich gut zu fühlen. Wenn du kannst, sei gemeinsam mit den Kindern aktiv – wir machen manchmal zusammen Yoga, eine Fahrradtour, spielen eine Runde Tischtennis oder Fangen im Park. Wenn dies nicht gemeinsam geht, solltest du dir trotzdem dafür Zeit nehmen.
8. Betreibe „Selfcare“: Ich weiß, es mag den Anschein erwecken, dass du keine Zeit für dich selbst hast und dass du neben der Kinderbetreuung möglichst viel Zeit am Computer verbringen musst – aber du musst auch etwas Gutes für dich selbst tun. Nimm dir die Zeit, um ein Buch zu lesen, mit den Freund*innen zu telefonieren, ein Bad zu nehmen, zu meditieren. Meditation (oder sogar das Sitzen für ein paar Minuten ohne Aufgaben) kann einen großen Unterschied für die psychische Gesundheit ausmachen und den Stress gering halten. Das ist wichtig, um das Immunsystem zu stärken.
9. Vermeide Multi-Tasking: Die Versuchung, Aufgaben schnell vom Handy aus zu erledigen, während die Nudeln für das Mittagessen kochen, ist groß, wird aber definitiv nicht empfohlen. Dies führt nämlich schnell zu schlechten Arbeitsgewohnheiten und weckt die Erwartung, dass alles sofort erledigt werden kann. Darüber hinaus ist diese Arbeitsweise nicht empfehlenswert eine optimale psychische Gesundheit und das Gefühl von Zufriedenheit. Für mich resultierte diese Art zu Arbeiten sogar in einem Tennisellenbogen, da ich von meinem Mobiltelefon aus unterwegs nur schlecht ergonomisch arbeiten konnte.
10. Teilt die Hausarbeit: Sprich mit der Familie über all die Aufgaben, die nötig sind, um den Haushalt zu führen und teile sie unter allen zu Hause auf – Partner*in, Kinder, du selbst. Wenn alle zur selben Zeit zuhause sind, wird viel mehr gekocht, geputzt und aufgeräumt als normalerweise! Wenn das Zuhause gleichzeitig das Büro ist, muss es auch in Ordnung gehalten werden. Das bedeutet mehr Disziplin beim Sauberhalten und eine klare Aufgabenteilung. Seitdem meine Kinder mit mir zuhause sind, habe ich die Zahl der altersgerechten Aufgaben, für die jedes Kind verantwortlich ist, erhöht – den Tisch decken und abräumen, die Spülmaschine ein- und ausräumen etc. Ich habe ebenfalls verschiedene Aufgaben für meinen Mann und mich organisiert: Ich kümmere mich um die Wäsche, er spült ab. Jetzt müssen wir uns nur noch daran halten.
11. Locker die Bildschirmzeit: Ich bin kein großer Fan davon, meine Kinder von Netflix ‚babysitten‘ zu lassen, aber seien wir realistisch: Alle zu Hause, 24 Stunden am Tag miteinander? Die Eltern dabei mit dem vielfältigen Druck, sich um ihre Kinder zu kümmern, sie zu Hause zu unterrichten, die Hausarbeit zu machen – und zu versuchen, einen regelmäßigen Arbeitsplan einzuhalten? Irgendetwas muss man loslassen. Lass es nicht deine Nerven sein! Normalerweise dürfen unsere Kinder nur am Wochenende Fernsehen gucken, doch jetzt haben wir zusätzliche Zeit dafür unter der Woche vorgesehen. Denn alle brauchen etwas, auf das er*sie sich freuen kann.
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