Jährlich werden ca. 25 Millionen Tonnen Baumwolle geerntet, das sind etwa 60 Milliarden T-Shirts. Bei dieser enormen Absatzmenge ist meist wenig Platz für Nachhaltigkeit. Denn so natürlich der Baumwollstoff uns erscheint, er enthält auch einen erheblichen Anteil an Chemie. Umweltorganisationen verfolgen den Weg der Baumwolle vom Feld bis zum Ladentisch schon lange kritisch. Hier ein kleines Beispiel:
Was in deinem Lieblings-T-Shirt vom Discounter steckt:
Etwa 2000 Liter Wasser benötigt ein Shirt vom Feld bis zur Produktion. Besonders beim Anbau braucht die Pflanze viel Wasser durch künstliche Bewässerung.
Pro Saison wird der Rohstoff 20-25 Mal mit Pestiziden behandelt. Auf ein T-Shirt kommen ca. 150 g Pestizide.
Rund 70 % der weltweiten Baumwolle wurde aus gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ein T-Shirt gentechnische Bestandteile enthält, denn eine Kennzeichnung ist nicht verpflichtend.
Da so viele Negativschlagzeilen ganz traurig machen, trösten wir uns damit: es gibt ja noch Bio-Baumwolle! Von ihr versprechen wir uns eine ganze Menge: schadstofffreie Aufzucht, perfekte Qualitätsstandards, eine faire Bezahlung von Lieferanten und und und. Aber steckt in Bio-Baumwolle auch wirklich das, was wir erwarten?
Drei Fakten zu Bio-Baumwolle:
1. Das größte Anbaugebiet für Bio-Baumwolle ist Indien, gefolgt von der Türkei und China.
2. Der weltweite Ernteanteil liegt im Vergleich zu normaler Baumwolle nur bei unter 1 Prozent.
3. Größter Abnehmer für Bio-Baumwolle sind die Modeketten C&A, H&M und Nike.
Wer mit gutem Gewissen Stoffe shoppen will, hat bereits eine relativ große Auswahl an Bio-Stoffen mit verschiedenen Siegeln. Aber sind alle Alternativen gleichermaßen bio? Wir haben drei häufig gesichtete Label mal unter die Lupe genommen.
Das 1. Label „Öko Tex Standard 100“ ist ein etabliertes Siegel und auf vielen Bio-Stoffen zu finden. Innerhalb dieses Prüf- und Zertifizierungssystems achtet man auf die Einhaltung von Grenzwerten für einige gesundheitsgefährdende Stoffe im Endprodukt. Die Herkunft der Baumwolle und ihr Weg bis zum Verkauf wird nicht überwacht. Soziale und ökologische Aspekte spielen außerdem keine Rolle, das Label attestiert lediglich „Schadstoffarmut“ beim fertigen T-Shirt. Von Bio-Siegel kann hier nicht wirklich die Rede sein.
Das 2. Label kennen wir von Lebensmitteln, aber auch im Baumwollverkauf ist „Fairtade“ zu finden. Man achtet hier nicht nur aufs Endprodukt, sondern auf den gesamten Produktionsprozess. Vor allem soziale Aspekte stehen hier im Vordergrund: existenzsichernde Löhne und faire Arbeitsbedingungen für Produzenten, Spinnereien, Webereien und Konfektionäre, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. Ökologische Aspekte werden zwar einbezogen, aber nicht umfassend. Stoffe mit dem Label „Fairtrade“ könnt ihr also mit einem guten Gewissen für die beteiligten Produzenten kaufen.
Das 3. Label, „GOTS“ (Global Organic Textile Standard) überwacht ebenfalls alle Arbeitsschritte der Baumwollproduktion, vom Anbau bis zur Fertigstellung des Textils. Bei der Vergabe des Zertifikats spielen vor allem schadstofffreie Fasern und Garne eine Rolle aber auch ökologische und soziale Gesichtspunkte entlang der gesamten Lieferkette, wie Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit oder die Überwachung zugelassener Farben. Im sozialen Bereich bemüht man sich um existenzsichernde Löhne, aber umfassend gelingt das leider selten. Unter allen Siegeln ist „GOTS“ jedoch eines der Nachhaltigsten und verdient zurecht die Bezeichnung „Bio“.
Fazit:
Bio-Stoff ist nicht gleich Bio-Stoff. Textilzertifikate beziehen sich auf unterschiedliche Stufen und Beteiligte der Baumwollproduktion. Wie viel Bio in deinem Stoff stecken muss, entscheidest du am Ende selbst. Aber vielleicht schaust du beim nächsten Stoffe-Bummel bereits mit ein wenig mehr Erkenntnis aufs Schild.